San Cristóbal de las Casas und Umgebung

Dienstag, 14.03.2017

Heute erkunden wir diesen wunderbar bunten und vielfältigen Ort per Rad. Die Straßen sind schmal und es gibt viele Einbahnstraßen, aber mit den Rädern haben wir den Vorteil, dass wir schnell an den sich stauenden Autos ins Zentrum kommen.

El Kiosco auf dem Zócalo (hier als Café)

Chiapas ist bekannt für gutes  Kunsthandwerk, was uns an einigen Ständen des Marktes das Geld aus den Taschen lockt. Aber uns gefällt die Atmosphäre, da hier der Einfluss der unterschiedlichen indigenen Bevölkerungsgruppen (meist Tzotzil -- Nachfahren der Maya) deutlich zu spüren ist. 

Auf der Suche nach Moskitonetzen gelangen wir schließlich auf den umtriebigen Gemüsemarkt.

Davon müssen wir uns erst einmal bei einer Tasse Kaffee erholen und wie sonst auch immer werden wir auch hier von Straßenverkäufern ständig angesprochen. Obwohl Kinderarbeit hier geächtet wird und wir eigentlich auch nie aus Mitleid kaufen wollten, schafft es dieses kleine 5-jährige Mädchen doch mit ihrer netten Art, uns drei Armbänder für 10 Pesos zu verkaufen.

Am Mittwoch nehmen wir an einer organisierten Tour in umliegende Mayadörfer teil, da es uns mit dieser Tour möglich ist, einen besseren Einblick und mehr Informationen über die dort lebenden Mayanachfahren zu bekommen.

Chamula ist dabei ein besonders interessantes Beispiel von der Verknüpfung katholischer Religion mit alter Mayatradition. Der letzte katholische Würdenträger wurde in den 1990ger Jahren „davongejagt“ und seither ist die Kirche auch für die Ausübung der Maya Bräuche, einschließlich Schamanentums, offen.

Wir sind überrascht über die farbenfrohe Gestaltung der Außenfassade und erfahren, dass die „Kirche“ nicht mehr dem Vatikan untersteht und somit in den 5  bedeutungsvollen Farben der Mayatradition bemalt wurde. In der Kirche ist Fotografieren und Filmen strengstens verboten.

Die alten Heiligen stehen in Glaskästen an den Wänden, denn in der Maya Tradition ist es üblich, eine bestimmte, hohe Anzahl von Kerzen in verschiedenen Farben abzubrennen, was natürlich eine Menge Rauch und Ruß erzeugt. Der Fußboden ist mit Kiefernnadeln und Reisig bedeckt und es gibt keine Kirchenbänke. Wir beobachten Zeremonien, die bei Kerzenschein auf dem Fußboden stattfinden. Unser Guide erzählt uns, dass dabei alle möglichen Getränke, unter anderem Zuckerrohrschnaps (Posch) und Cocoa Cola (wegen der schwarzen Farbe) eine Rolle spielen.

Nicht selten werden an diesem Ort auch Hühner geopfert, was in deren Glauben eine besondere Bedeutung hat.

Wir erfahren, dass die Toleranz im Glauben der Maya gegenüber Andersgläubigen fest verankert ist und müssen beschämt feststellen, dass es gerade an dem, aus Europa exportierten, Glauben an Toleranz gegenüber Andersgläubigen mangelt, was sich darin äußert, dass man ständig versucht, die indigene Bevölkerung bekehren zu müssen. Sie wurden und werden auch heute noch nicht nur als minderwertig betrachtet, sondern es wird alles außerhalb des katholischen Glaubens als falsch angesehen.

Diese Art von Kreuzen hat nichts mit dem katholischen Glauben zu tun, sondern wurde bereits von den Mayas vor der Ankunft der Spanier als Symbolik verwendet, was man in den Codices  (Bilderhandschriften der Mayas) nachlesen kann, wovon sich der Wertvollste in Dresden befindet und als einziger Codice einzusehen ist.

Das gesellschaftliche Leben im Ort wird durch eine große Anzahl von gesellschaftlichen und zeremoniellen Würdenträgern bestimmt. Beim Spaziergang durch den Ort besuchen wir auch das Haus eines Schamanen.

Während die Männer in Chamula mit mehreren Frauen glücklich verheiratet sein dürfen, herrschen im Nachbarort Zinacantán andere Sitten und Bräuche, denn hier hat die katholische Kirche die Oberhand, wobei jedoch gemäßigt auch alte Traditionen in der Kirche zugelassen werden.

Dieser Ort ist für Blumenanbau und gute Webarbeiten bekannt. Wir besuchen eine Familie, die ihr Geld mit Weberei verdient und dürfen auch einen Blick in die Küche werfen.

Zurückgekehrt nach San Cristóbal stärken wir ins bei Kaffee und Kuchen in der gemütlichen Fußgängerzone, die alle Arten von Cafés und Restaurants  zu bieten hat und beobachten noch einmal die Farbenfreudigkeit.