Rückflug von Panama City und ein Rückblick

Sonntag, 21.05.2017

Nicht nur die Wurst hat 2 Enden…

Nun, nach 10921 gefahrenen Kilometern in Mittelamerika, ist unser “2. Ende“ gekommen, nachdem wir ja Mitte November ein “1. Ende“ mit dem Erreichen des Endpunktes der Route 66 in Santa Monica gefeiert hatten.

Ja es fällt schwer, von dieser auch so angenehmen Lebensart Abschied zu nehmen, auch wenn es nur zeitweise ist.😢 Andererseits machen uns Mitteleuropäern die klimatischen Verhältnisse doch auch ganz schön zu schaffen. Ein wenig geht es auch aufs Gemüt, denn in mancher schwierigen Verkehrssituation gingen da schon mal eher die Nerven durch! Hoppla…. Ist das gerade eine Entschuldigung für all die „A….“ auf den Straßen Zentralamerikas? Sicher prägen Hitze und Schwüle ein „südländisches Temperament“ mit.

Für das Fehlen zahlreicher Gullideckel auf Hauptstraßen gibt es trotzdem keine Entschuldigung.

Mit einem Taxi fahren wir für 30$ zum Flugplatz und schon am Morgen gibt es Umleitungen, die aber diesmal einen erfreulichen Grund haben: wie in Mexiko City sperrt man hier Straßen für einen sonntäglichen Fahrradkorso in der Stadt! Super- hätten wir gern noch mitgemacht, doch wir haben ja auch schon unsere Räder am Morgen noch schnell an die Servicekraft des Hostals für 10$ je Rad „abgegeben“. Wegen der Umleitung fahren wir nun nochmals an der Inspektion und der Nationalpolizei vorbei - ein erleichtertes Lachen kann man sich da nicht verkneifen!

Der Flugplatz liegt ca. 30km außerhalb und so wird es im 1. Abschnitt noch eine kleine Stadtrundfahrt, bei der wir auch erfahren, dass es ein Terrassen Café on top of the Hard Rock Hotel gibt mit wunderschöner Aussicht. Schade! Hätte man bei der Stadtrundfahrt mit dem Bus auch sagen können.

Die Abfertigung ist schnell und sehr freundlich - wie sollte es auch anders sein!

Wir wollten gern in Flugrichtung links sitzen, haben dies aber aus den Augen verloren, als wir das Angebot bekamen, in eine vordere Sitzreihe aufzurücken, um wegen kurzer Umstiegszeit schnell aus dem Flieger zu kommen. Um es vorwegzunehmen: Alles lief super auch dank der neuen Art der Einreisekontrolle in Miami, wo nun Automaten den Job machen und damit auch die Sprache kein Problem mehr ist, falls man da Probleme hat.

Also kein Blick zur Landseite Zentralamerikas,

Abflug von Panama

Anflug auf Miami

um vielleicht doch noch unsere Fußbank in Nicaragua zu entdecken, aber trotzdem gut für besinnliche Rückblicke über den Wolken über dem Golf von Mexiko.

Wir haben unsere Meinungen jeweils nach dem Verlassen eines Landes zusammengetragen und hier sind sie:

Was allen Ländern gemein ist - die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit - besonders auch uns Deutschen gegenüber. Die Kontaktbereitschaft war vielleicht in Guatemala etwas geringer, aber das mögen auch regionale Besonderheiten sein, wie wir diese Unterschiede ja auch bei uns in den einzelnen Regionen Deutschlands haben.

Zusammengefasst haben alle Länder im Umweltbewusstsein ihre Probleme.

Costa Rica und Panama sind allerdings Vorreiter im positiven Sinn, denn hier spürt man schon, dies zu ändern. Jedoch sind Müllberge zwischen den Häusern in Panama City vielleicht auch ein Problem dieser Stadt, die Anlaufpunkt vieler Kulturen und gestrandeter Existenzen ist. Unverständlich ist für uns, wie man sein „eigenes Nest“ so beschmutzen kann und das auch noch gut redet, indem man argumentiert, dass die Beseitigung Jobs schaffe. Leider ist dies unser einziger, aber dabei größter Negativpunkt für Mexico, wo die Kakteen massenhaft in zugeflogene Plastetüten gehüllt sind.

Mexico hat auf der positiven Habenseite diese wunderbare Natur- und Landschaftsvielfalt und die sehenswerten Kolonialstädte mit ihren schönen Plazas zu bieten. Die Vielfalt der Waren und Speisen und auch der Qualität und Preise sind einzigartig gut. Nie wurden wir belästigt oder arg bedrängt. Nach einem „nein“ gegenüber fliegenden Händlern gab es ein freundliches „de nada“ und weg waren sie.

Viele dieser Dinge haben wir in Guatemala vermisst, sodass wir lange brauchten um mit dem Land „warm“ zu werden. Besonders fiel uns die Penetranz eben dieser Händler im Gegensatz zu Mexico auf, zudem auch alles teurer war. Guatemala profitiert von der Schönheit der Landschaft und der allgegenwärtigen erlebenswerten Mayakultur. Vielleicht war auch einfach unsere Erwartungshaltung für Guatemala zu hoch. Der hohe Anteil der Menschen mit Wurzeln in der Mayakultur erklärt vielleicht auch, dass sie im normalen Umgang ( also nicht in der Rolle als Händler) nicht so einfach auf „Weiße“ zugehen, sondern eher lieber unter sich bleiben - man hat so seine Erfahrungen!

Ebendiese Erwartungshaltung ließ uns Honduras sehr positiv erleben. Beinahe hätten wir El Salvador, wegen der „berüchtigten Kriminalität“  in Honduras, den Vorzug gegeben, wenn wir nicht unterwegs deutsche Fürsprecher gehabt hätten. Wie viel hätten wir verpasst!  Wir haben wieder dieses „Aufeinander Zugehen“ erfahren, wie wir es von Mexiko kannten. Freundliche Fragen woher? – wohin? und selbst Kinder kommen schon mal, um ein Haus auf Rädern auch von Innen zu sehen. Klar haben wir für sie „eine Führung“ gemacht, ebenso wie für mehrere Polizisten der Polizeistation in Comayagua.  Das Angebot an Obst und Gemüse, sowie an „Streetfood“ ist nicht mehr mit Mexiko vergleichbar, aber die Preise sind angenehm.

Nicaragua profitiert sehr von seinen landschaftlichen Schönheiten, die nun zunehmend Touristen zu den Vulkanen und Stränden locken, aber damit ist auch der Dollar eine heilige Größe geworden. Das Bewusstsein für Umwelt und Natur lässt sehr zu wünschen übrig, wie wir selbst an der Rot-Kreuz Station in Granada erleben konnten, als man 8m entfernt von unseren Wohnmobilen am Samstagmorgen begann, den zusammengekehrten Haufen Unrat mitsamt aller Plasteflaschen zu verbrennen. Wie war das nochmal?: Auch Nicaragua ist, wie nun auch die USA, außen vor im Pariser Umweltabkommen.

Waren, Preis und Speiseangebot bewerten wir ähnlich wie in Honduras.

Dann kam der Quantensprung nach Costa Rica. Sicher hatte auch die beginnende Regenzeit ihren Anteil daran, dass wir ab jetzt nur noch grün statt braun um uns hatten. Aber auch die Plasteflaschen am Wegesrand hatten sich auf ein, wie auch in Deutschland übliches Maß, reduziert. Lag dann Unrat herum wurde es auch schnell den nicaraguanischen Gastarbeitern zugesprochen, wie auch viele Fälle von Kriminalität. Daran wird sicher auch einiges wahr sein.

Obwohl wir uns vorzugsweise im Gebirge aufhielten war ein Abstecher zum Meer nie eine größere Aktion und das ist zugleich auch der Vorteil des Landes. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen nahmen hier ein weiteres Mal wieder einen Aufschwung, der bis Panama-City kaum abnahm.

Man findet alle erdenklichen Waren, die dann aber ihren Preis haben, ebenso wie alle Parks und Aktivitäten. Unter 10$ geht praktisch kein Eintritt.  Wer hier Erlebnis sucht wird garantiert fündig!

Das Tierleben meidet naturgemäß Menschen und so ist es nicht verwunderlich, dass man davon in den Parks wenig findet. Die einsame Ranch der Schweizer, unsere 1. Station in Costa Rica, die wir aufgrund der positiven Schilderungen im Overländer gewählt hatten, war da (ohne Eintritt!) noch das größte Erlebnis in Sachen Tiersichtung.

Auf Panama trifft viel des geschriebenen betr. Costa Rica zu, wobei das Land in der touristischen Erschließung am Anfang steht oder einfach nur unprofessioneller vorgeht, was andererseits auch Chancen bietet. Jedenfalls ist Panama natürlich schon allein durch die 1:1 Kopplung an den Dollar sehr westlich. Die Sympathie mit den USA ist unübersehbar und hat ihre historischen Gründe. Mal von einigen Eintrittsgeldern abgesehen, ist das Preisniveau hier wieder günstiger.

Was hat uns am meisten geärgert?

Viele der sonst so freundlichen und offenherzigen Menschen aller dieser Länder werden hinter einem Lenkrad zu „ums Überleben kämpfenden Individuen“. Es wird wie im Ringkampf um jeden Zentimeter im  Vorwärtskommen gekämpft, um dann am Ende ggf. sich um eine Position zu verbessern und 10 sec. eher am Ziel zu sein. Ok - Zeit ist Geld, insbesondere bei Taxifahrern und Busfahrern, und deshalb sind diese Berufsgruppen für uns auch das rote Tuch, obwohl es in Richtung Panama besser wurde. Die Krönung waren die Busfahrer in Guatemala. Soviel Rücksichtslosigkeit gepaart mit Egoismus und Waghalsigkeit ist schon kriminell. Hier nochmal zur Erinnerung die Bereifung, die diese Ignoranten dann zu guter Letzt auch noch benutzen und ihre Fahrgäste in lebensbedrohliche Situationen bringen.

Dieser Reifen ist reif für die FORMEL1

 

Und nun wie früher im Deutschunterricht: Am Schluss steht positives!

Unsere Freude, diese Reise trotz vieler Vorbehalte (die vor allem in den USA ausgesprochen wurden) gemacht zu haben, denn so haben wir uns ein eigenes Bild von diesen freundlichen, hilfsbereiten und lieben Menschen, die wir getroffen haben, selbst machen können. Wir hatten uns gut vorbereitet und waren wachsam, sodass uns Kriminalität nie erreicht hat. Allerdings hatten wir auch nie das Gefühl, dass wir akut gefährdet wären, wozu schon mal beiträgt dass eben auch kaum Alkohol in der Öffentlichkeit getrunken wird. Die Anzahl angetrunkener Personen, die wir in dieser ganzen Zeit sahen, bleibt einstellig. Das ist auch schon mal eine positive Lebenseinstellung!             Unvorstellbar in Deutschland!

Übrigens hatten wir den einzigen versuchten Einbruch in UDO in den USA, und verrückterweise auch noch im Garten unserer Kinder in Cleveland.

Ein Phänomen werden wir wohl auch nicht aufklären. Wir haben sie nie gesehen, aber es müssen Heerschaaren von Schutzengeln ständig in diesen Ländern oder auch um uns herum unterwegs gewesen sein, denn bei all der chaotischen, regelmissachtenden Fahrweise die wir live erleben durften, haben wir unglaublich wenige Unfälle gesehen. Da scheint die Engeldichte in Deutschland weitaus geringer zu sein!

Ein hoch auf die Engel!!! 😇    Die hatten für uns immerhin insgesamt 22854km zu fliegen!